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Familienreise

[Rumänien/Deutschland, Aug. 22- Apr. 23]


Zeitraum: August 2022-April 2023

Ende der 80er Jahren flohen meine Eltern aus Rumänien nach Deutschland und ebneten damit den Weg zur Ausreise des deutschstämmigen Teil der Familie, den Siebenbürgen Sachsen, die bis dato in Transylvanien lebten. Im 12 Jahrhundert ließen sich Belgier und Deutsche aus dem Rhein-Main Gebiet in den heutigen Karpaten nieder. Seit Jahrhunderten heirateten sie untereinander und pflegten ihre Traditionen. Vom rumänischen Staat erhielten sie Privilegien, sie konnten ihrer protestantischen Religion nachgehen, ihre Kinder in deutschen Kindergärten, Schulen und Universitäten bilden, ihre Sprache und ihre Bräuche kultivieren.

Mit dem Einzug der Kommunisten, verloren sie viele Privilegien, genauso wie die rumänische Bourgoisie ging der Landbesitz und die Erträge an den Staat. Nicolae Ceausescu baute einen Personenkult und regierte nach sowjetischen Modell. Das Land wurde zunehmend von der restlichen Welt abgeschottet.

Die Bevölkerung wurde überwacht. Alle Bodenschätze, Lebensmittel, Ressourcen wurden exportiert. Die Bevölkerung verarmte, das Land war heruntergekommen, der Tauschhandel mit ausländischen Produkten florierte, die Korruption blühte, die Ausreise in das westliche Ausland war verboten. Als sich nach der Revolution 1990 die Grenzen öffneten, siedelte fast die gesamte deutsche Minderheit der Schwaben und Siebenbürgen Sachsen nach Deutschland um. Unter ihnen meine deutschstämmigen Verwandten, denen meine Eltern den Weg geebnet hatten.

Von August 2022 bis April 2023 reiste ich auf den Spuren meiner Vorfahren und drehte Gruppen- und Einzelinterviews mit deutschstämmigen und rumänischen Verwandten. Ich wollte wissen, welche Konsequenzen die Flucht meiner Eltern auf das Leben der ausgereisten und der gebliebenen hatte, wie ihr Ankommen in Deutschland war, ihren Herausforderungen und Errungenschaften. Im April 2023 erhielt ich vom rumänischen Archiv der ehemaligen Geheimpolizei C.N.S.A.S die Geheimakte meiner Eltern, die in den 80er Jahren überwacht worden sind. Mit diesen Akten im Gepäck reiste ich nach Stuttgart, übergab sie meinen Eltern und begab mich mit ihnen zurück in die Vergangenheit.

Über die Reise

Von August 2022 bis April 2023 reiste ich auf den Spuren meiner Eltern und der Verwandtschaft, nach Lovnik und Munteni-Buzau, nach Brasov, Ploiesti, Bukarest, nach Stuttgart, Bad-Üerkingen, nach Völklingen-Ludweiler und nach Möhringen und drehte Gruppen und Einzelinterviews mit der deutschstämmigen und rumänischen Verwandschaft. Ich wollte wissen, wie es zu Korruption und Üerwachung gekommen war, was die Gründe meiner Eltern waren damals uns zurückzulassen und die Konsequenzen ihrer Flucht auf die Familie.

Meine Oma, die Katharina die Große, starb während dieser Reise, aber es wurde auch ein Kind geboren, ein Haus abgerißssen ein Neues ist im Entstehen begriffen, eine Hohzeit wurde gefeiert und ein Ballettabend aufgeführt.

Fünf TB Material ließ die Präsentation zur Mammutaufgabe werden.

Der Abend "Familienreise" porträtiert die Ballettsolisten, Katharina und Georg Damian, die von ihrem Leben in Rumänien, ihren Auslandstourneen, die Überwachung der Securitate und ihrer Entscheidung zur Flucht erzählen.

Im zweiten Teil lade ich das Publikum ein, die Geschichten aus den zahlreichen transkribierten Interviews der anderen Familienmitgliedern, die das Leben in Rumänien der 80er und 90er Jahre schildern, mit mir gemeinsam zu lesen und durch ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse zu ergänzen.

Im dritten Teil des Abends, erzählen die Kinder der 1. Generation der ausgewanderten Familie, über ihr Ankommen in Deutschland ihren Herausforderungen und Errungenschaften.

Künstlerische Leitung: France-Elena Damian
Dramaturgie/Beratung: Peca Stefan
Aufnahmeleitung/Kamera/Schnitt/Grafik: Caram Kapp
Kamera/Ton: Caroline Bertram, Bogdan, Stefan Mahalla, Taras Siekerka
Ausstattung: Mona Glass
Assistenz: Ioana Urda
Produktionsleitung: Wiebke Wesselmann
Mit herzlichen Dank an meine Familie, die bereit war vor der Kamera zu erzählen.
Mein besonderer Dank geht an meine Eltern, die ihre Geschichten mit uns teilen.
Und an Caram Kapp, der mir spontan überall gefolgt ist, um diese Geschichten zu sammeln.


Premiere: 29. April 2023

Aufführungen: 30.04.2023 / 10.06.2023 / 07.10.2023

Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.