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Artist Lab: „Schmerz verstehen/ Understanding Pain“

[BERLIN, Juni/Juli 2022]


Zeitraum: Juni/Juli 2022

Vierzehn Tage trafen sich täglich Theatermacher*innen und Künstler*innen aus Russland, Ukraine, Belarus, Syrien, Rumänien und Deutschland und tauschten sich aus zur aktuellen Situation, ihren Träumen und Wünschen, ihren künstlerischen Biografien, ihren Perspektiven auf Theater und Weltgeschehen und tauchten Abends in die Berliner Theaterszene ein. Zu Gast kamen mehrere Expert*innen, die Hintergrundinformationen lieferten, zu der Situation von Geflüchteten in Lagern, in den Kriegsgebieten, eine Psychologin sprach über die Auswirkungen von Traumas, sowie ein Historiker über die Propaganda Methoden des 3 Reichs.

Ãœber das Lab

Der in unser aller Alltag spielende Krieg in der Ukraine, betraf viele der eingeladenen Teilnehmer*innen. Wird das gutgehen, ukrainische und russische Künstler*innen in einem Labor? Und so sprachen zunächst die russischen Künstler*innen über ihre tiefe Scham und über ihre dunklen Vorahnungen, die sie seit 2015 begleiteten und über ihre Flucht ins Exil. "Niemand vertraut niemanden". Ein Satz, den auch ich kannte als ich unter der Diktatur von Nicolae Ceausescu in Rumänien aufwuchs.

Die Frage wieviel Tote oder Infizierte es gegeben haben muss während der Pandemie, in den Ländern, in denen aktuell Diktatoren herrschen, blieb unbeantwortet. Die Theater waren offen. Doch nie hätten Sie Unterstützung von ihren Regierungen in der Pandemiezeit erwartet, darin waren sich viele Ostblock Künstler*innen einig. Die Perspektiven der Kolleg*innen aus den anderen Ländern, zeigte unsere privilegierte Situation in Deutschland.

Während des Labors besuchten wir jeden Abend eine andere Theatervorstellung, viele davon in den staatlichen Berliner Theatern, wenige in der freien Szene, weil nur diese kurz vor der Spielzeitpause noch Stücke mit englischen Untertiteln anboten. Viele Teilnehmende zeigten sich enttäuscht, denn keine der Stücke thematisierte oder griff die aktuelle Zeit auf, weder die Pandemie noch den Krieg, dadurch wirkten sie wie aus einer anderen Zeit.

Das führte uns zu Fragen über die Aufgabe von Kunst, ihre Berechtigung und über neue Formate, die in unserer Zeit besser passen könnten.

Wir baten sie Teilnehmenden von ihren eigenen Arbeiten zu erzählen, vor und während der Pandemie, von dem was sie bewegt hat und was sie gerne "auf die Bühne" (?) bringen wollen. Und wir schafften eine Austauschplattform, um den Kolleg*innen bei der Verwirklichung ihrer Projekte zu helfen. Nach dem Labor entstanden zahlreiche neue Arbeitskollaborationen.

Einen großen Dank an den Fonds Darstellende Künste, der uns diesen Diskurs über alle Grenzen hinaus ermöglichte.

Laborleitung Artist Lab: France-Elena Damian (Regisseurin, Autorin), Anna Sarre (Kuratorin)
Mitarbeit:Anna Anacker (Journalistin), Mona Glass (Szenografin)
Kuratorische Beratung: Heike Scherff, Caram Kapp
Mit: Anna Homan (Dokumentarfilmerin, Produzentin, Filmfotografin), Michail Durnenkov (Dramatiker, Drehbuchautor, Dozent), Sulafa Hijazi (interdisziplinäre Künstlerin), Ilya Kiporenko (Bürgerrechtsaktivist, Schauspieler, Dozent), Peca Stefan (Dramatiker), Nicole Oder (Regisseurin, Autorin), Philipp Grigorian (Regisseur, Szenograf, Produktdesigner), Anna Abalichina (Choreographin, Dozentin, Performerin), Eva Jankovski, (Regisseurin)
Kamera:Caram Kapp, Taras Siakerka, Aleksandra Kononchenko
Regie,Schnitt:Aleksandra Kononchenko und Anna Anacker

Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.